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24.04. 2010
Der Arzt Johann Friedrich Struensee wurde am 5. August 1737 in Halle geboren.
Seit 1757 war er Stadtphysikus in Altona, das damals zu Dänemark gehörte.
Im Jahr 1768 begleitete er den dänischen König Christian VII. auf einer Reise durch Europa und wurde sein Leibarzt.
Der geisteskranke Monarch fasste rasch Zutrauen zu ihm und ernannte ihn zum Geheimen Kabinettsminister.
Mittels der Dekrete, die er Christian zur Unterschrift vorlegte, gelang es Struensee nun innerhalb weniger Monate, u.a. Meinungs- und Pressefreiheit, die Abschaffung der Folter und eine Reform des Schulwesens zu verordnen.
Ohne Blutvergießen setzte er so auch für die von Dänemark regierten deutschen Fürstentümer Schleswig und Holstein Menschen- und Bürgerrechte durch, um die der Rest Europas noch lange kämpfen sollte.
Mit seinem raschen Aufstieg machte er sich jedoch auch Feinde. Als seine Affäre mit der Königin aufgedeckt wurde, kam es zu einem Putsch.
In einem Geheimprozess wurde Johann Friedrich Struensee zum Tode verurteilt und am 28. April 1772 hingerichtet.
Vier Tage vor dem Tag seiner Hinrichtung erinnern wir uns an Johann Friedrich Struensee vor seinem Geburtshaus.
Hier verlebte er eine Kindheit, die durch eine strenge pietistsiche Erziehung geprägt war.
Die Beziehung Struensees zum christlichen Glauben wurde von diesen Erfahrungen geprägt, und sie war nicht ungestört.
Sein Anschluss an den Gedanken der Aufklärung ist sicher auch aus dem inneren Protest gegen eine Religionspädagogik entstanden, die glaubte, dass Gottesfurcht am besten hinterwärts ins Kinderherz vermittelt werden könne.
Struensee entwickelte sich zu einem Freigeist, weil das Verhalten vieler seiner Zeitgenossen ihn skeptisch machte und er es unglaubwürdig fand.
Hat der Freigeist Struensee einen Gedenkplatz an einem heute katholischen Pfarrhaus verdient?
Die Erinnerung an Struensee ist nötig, weil sie auch ein Appell an alle Kräfte in einer Gesellschaft sein kann, die Werte vermitteln und glaubwürdig sein sollen wollen.
Darum ist eine Gedenktafel für den Aufklärer Struensee an einem katholischen Haus nicht nur eine historische Geste, sondern von aktueller Qualität für alle Menschen guten Willens.
Propst Hentschel (2010)